Ein persönlicher Beitrag

Von der Taufe zur Orgel

Orgelmusik gehört für mich zu einem Gottesdienst genauso dazu wie das Vater Unser. Das kann ich gedankenlos runterbeten. Geht ganz automatisch. So oft habe ich es schon gesprochen. Ich kann es aber auch bewusst sprechen und hinterfragen. So ähnlich ist es mit der Orgel. Man kann irgendeine Orgel in die Kirche stellen und darauf musizieren – man kann aber auch eine für den Kirchenraum passende Orgel einbauen und die vielfältige Musik in vollen Zügen genießen.

Im letzten Lichtblick (siehe unten) bin ich darauf gestoßen, dass mich persönlich eine neue Orgel in der Pfarrkirche nur 1,07 Euro im Monat kosten würde, wenn sich jedes Gemeindemitglied beteiligt. Der Gedanke hat mich amüsiert. Das ist doch machbar. Aber für meine 11 Monate alte Tochter ist das natürlich nicht so einfach. Krabbeln klappt ja schon ganz gut – aber Bankgeschäfte ... ich glaube, das dauert noch.

Bevor das mit den Bankgeschäften losgeht, wollten wir unsere Kleine gerne taufen lassen. Da für mich Musik und Glaube untrennbar miteinander verbunden sind, sollte die Taufe am Sonntag Cantate stattfinden. Einer der Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten, zwischen Auferstehung und Himmelfahrt, an dem der Glauben an die Schöpfung, die Kraft des Betens und die Macht des Segnens im Gottesdienst mit viel Musik gefeiert wird – einfach ein schöner Zeitpunkt für eine Taufe.

Doch mit der Taufe wollten wir unserer Tochter die Liebe Gottes und nicht die Schulden für eine neue Orgel in der Pfarrkirche ihrer Gemeinde mit auf dem Weg geben. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen dem Orgelbauverein ihren Anteil in Höhe von 77 Euro zu spenden. Das kann ich sogar von der Einkommensteuer absetzen.

Denken Sie doch vielleicht auch einmal darüber nach, ob Sie einfach ihren Anteil oder den ihrer (Enkel)- Kinder zu einem schönen Anlass wie Tauftag oder Geburtstag dem Orgelbauverein Pfarrkirche Lichtenberg e.V. überweisen können. Oder zahlen Sie jeden Monat nur 1,07 Euro ein. Dann bin ich guter Hoffnung, dass bald ein schöner neuer Orgelklang die Pfarrkirche in Alt Lichtenberg erfüllt.

S. Schuster

1,07 Euro für eine Orgel

Meine Freundin Isabell kommt zum Neujahrsbesuch und fragt mich: „Was gibt es Neues von eurem Orgelbauverein?“ und ich erzähle ihr von unserem Weihnachtsverkauf, den vielen Socken, Holzkirchen und Keksen und dem tollen Engagement einiger Frauen und Männer aus unserer Gemeinde. „Na, und wieviel Geld wollt ihr insgesamt eintreiben?“ fragt Isabell weiter. „Och, so um die 400.000 Euro“, versuche ich so beiläufig wie möglich zu sagen. „Ha, deinen Optimismus möchte ich haben!“ lacht Isabell mich an.

„Tja, den hättest Du gern“, kontere ich. Isabell, noch immer beeindruckt von der großen Summe, zählt auf, was man alles mit so viel Geld kaufen und machen könnte: eine Villa (nicht mehr in Lichtenberg, schränke ich ein), 20 Mittelklassewagen, soziale Projekte unterstützen usw. „Du rechnest groß, ich rechne klein“, erwidere ich ihr. Isabells Gesicht verzieht sich zu einem Fragezeichen und ich bitte sie zu einer kleinen Rechenstunde mit Stift, Zettel und Taschenrechner an den Tisch. „So sieht meine Rechnung aus“, sage ich und beginne: „ Unsere Gemeinde hat rund 5200 Gemeindeglieder. Sollten diese Gemeindeglieder die Orgel bezahlen, müsste jede und jeder 76,92 Euro zur Verfügung stellen.“

Isabell fragt mich, ob ich daran denke, dass das eine fünfköpfige Familie sein kann, die dann „… eh, Moment mal … 384,60 EUR rausrücken müsste.“ „Ja, habe ich bedacht“, sage ich und rechne weiter.

Wenn wir die Orgel im nächsten Jahr bauen wollten, ergäbe das eine monatliche Rate von 6,41 Euro pro Gemeindeglied oder 32,05 Euro für die fünfköpfige Familie. „Immer noch zu viel!“ sagt Isabell. „Ja“, gebe ich Ihr recht, aber wir wollen uns Zeit nehmen und die Orgel erst in ca. 6 Jahren bauen. Und das wäre dann ein Monatsbetrag von 1,07 Euro pro Gemeindeglied oder 5,35 Euro für die fünfköpfige Familie. Jetzt ist Isabell doch etwas verdutzt und ich setze noch eins drauf und erwähne, dass jede Spende von der Steuer absetzbar ist, weil wir gemeinnützig sind.

„Wo ist dann das Problem?“ fragt Isabell. „Dass das noch nicht alle Gemeindeglieder wissen und dass nicht alle wirklich eine neue Orgel haben möchten, nicht mal für einen Euro und 7 Cent im Monat. Aber wir könnten versuchen, diese kleine Rechnung den Menschen in unserer Gemeinde zu präsentieren. Vielleicht überzeugt es ja doch die eine oder den anderen.“

Ulrike Schindler